DSV und Kaderathleten plädieren für eine Verlegung der Olympischen Spiele 2020

by Daniela Kapser 0

March 23rd, 2020 Deutsch

Der Deutsche Schwimmverband hat heute einen Brief an alle Mitglieder aller DSV Sportarten geschickt.

In dem Brief wird das IOC (International Olympic Committee) aufgefordert, schnellstens eine Entscheidung über eine mögliche Verschiebung oder Absage der Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio zu treffen. IOC Präsident Dr. Thomas Bach hatte gestern erklärt, dass IOC benötige noch 4 Wochen, um eine Entscheidung zu treffen.

In dem Brief, der von DSV Vizepräsident Uwe Brinkmann und dem Direktor Leistungssport Thomas Kurschilgen unterzeichnet ist, heißt es: (Kennzeichnungen kursiv/fett wurden selbstständig vorgenommen)

“Die Coronavirus-Pandemie wird uns treffen, an voraussehbaren ebenso wie unerwarteten Stellen. Wir bangen jetzt um die Menschen, die uns lieb und wert sind. Wir müssen sehen, wie die Einschränkungen sich auf die Strukturen in Vereinen und Kommunen auswirken werden, wie sich dementsprechend die Mitgliederzahlen und auch die Finanzen entwickeln. Und auch im Leistungssport werden weitere Einschränkungen folgen müssen.

Und dann ist da noch der Traum von Tokio 2020, der für unsere Leistungssportler*innen in diesem Sommer höchstwahrscheinlich platzen wird. Nicht nur in Deutschland, auf der ganzen Welt trainieren Athlet*innen gerade unter enorm schweren Bedingungen, wenn sie überhaupt die Möglichkeit dazu haben. Trainingsstätten schließen, Qualifikationsturniere wurden ausgesetzt, Ausgangssperren verhängt und das Dopingkontrollsystem funktioniert nur eingeschränkt. Nach allem, was wir derzeit sehen, ist eine Verschiebung aus Gründen der Gesundheitsvorsorge, der Solidarität gegenüber der Gesellschaft und auch der sportlichen Fairness geboten.

Vom IOC wünschen wir uns daher eine schnellere und vor allem verantwortungsvolle Entscheidung, die Führungsstärke beweist und das Wohl der Sportler*innen sowie aller Beteiligten zur Priorität macht. Die heute vom IOC angekündigte 4-Wochen-Frist für eine Entscheidung ist unter Beachtung der aktuellen Gesamtsituation viel zu spät. Diese Krise fordert vom gesamten Sport schnellere Handlungsoptionen.

Eine Verschiebung wäre natürlich eine harte Entscheidung für all jene, die zuletzt ihr ganzes Leben auf den Olympiatraum ausgerichtet haben, doch wir alle tragen eine gesellschaftliche Verantwortung, die größer ist als jeder Einzelne.
Unsere gestrige Umfrage unter den Olympia- und Perspektivkaderathleten des DSV hat gezeigt, dass sich mehr als 80 Prozent der Athleten*innen für eine Verschiebung der Spiele ausgesprochen haben und fast 90 Prozent die derzeitigen Wettbewerbsbedingungen als unfair ansehen. Ebenso wird erkennbar, dass ein großer psychischer Druck auf nahezu jedem einzelnen Aktiven lastet, hervorgerufen durch die aktuellen schwierigen Trainingssituationen, die fehlende Zielorientierung und die gesamte Planungsunsicherheit.

Wir halten daher die Verschiebung der Olympischen Spiele um mindestens ein Jahr für eine realistische Option. Gleichzeitig halten wir es unter den gegebenen Umständen für notwendig und angemessen, die noch bestehenden Möglichkeiten eines übergeordneten Bundesstützpunkttrainings an allen Bundesstützpunkten zu unterbinden. Während es für die gesamte Bevölkerung von der Bundes- und den Länderregierungen sehr sorgsam abgewogene Entscheidungen im öffentlichen Umgang miteinander gibt, können wir im Leistungssport nicht von unseren Athlet*innen verlangen, sich selbst und ihre Mitmenschen einem Risiko auszusetzen, um an dem Traum von Olympia festzuhalten. In Zeiten wie diesen müssen wir alle solidarisch handeln.”

Der DSV plädiert klar für eine Verschiebung, ebenso wie 80% der Kaderathleten (innen). Die Aufforderung in Richtung IOC trifft sich mit den Aussagen von Alfons Hörmann, Präsident des DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund), der auch eine zügige Entscheidung und eine Verlegung fordert.

 

 

 

 

 

 

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