Deutsche Spitzenathleten wollen eigene Sportlerorganisation gründen

by Daniela Kapser 0

October 07th, 2017 Deutsch

Katinka Hosszu hat es vorgemacht mit einem von ihr initiierten Schwimmerverband, gegründet im Juli 2017, jetzt wollen auch deutsche Spitzenathleten aus allen Sportarten eine eigene Interessenvertretung  dies berichtet sportschau.de auf ihrem Onlineportal.

Im Gespräch mit der ARD Sportschau kündigten dies die Kanutin Silke Kassner und der Säbelfechter Maximilian Hartung an. Die Organisation soll vor allem unabhängig vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) sein. Der DOSB ist die Dachorganisation des deutschen Sports.

Beide Athleten haben in ihrer Rolle als Vorsitzender der Athletenkommission (Hartung) und seine Vertretung (Kassner) viel Erfahrung in der Zusammenarbeit mit dem DOSB gesammelt. Hartung wird von sportschau.de zitiert: “Wir glauben, dass die Stimme der Athleten eigenständig formuliert sein sollte. Und dass wir mit einer eigenen Organisation die Möglichkeit haben, die Stimme der Athleten unabhängig zu formulieren. Wir wollen auf Augenhöhe mit den anderen Akteuren des Sports sprechen können. Das war bisher nicht der Fall.”

Am 15.10. soll es dazu eine Vollversammlung der Athletenvertreter in Köln geben, um über die Neugründung der Organisation  “Athleten Deutschland” zu entscheiden. Es wird von einer breiten Zustimmung ausgegangen. Die Sportler möchten sich in Zukunft mehr einbringen, sie seien zwar in allen Gremien vertreten, aber sie seien “tatsächlich immer in der Minderheit, so dass eigentlich nie die Interessen oder Vorschläge der Athleten wirklich auch gegenüber einer Mehrheit in den Gremien, in Sportverbänden durchgesetzt werden können” äußert sich Kassner zu der bisherigen Situation.

Die neue Organisation möchte sich als eingetragener Verein organisieren, eine Geschäftsstelle unterhalten und einen Geschäftsführer einstellen. Finanziert werden soll die Organisation durch öffentliche und private Zuwendungen, Spenden, Vermarktungserlöse und sonstige Einnahmen.

“Athleten Deutschland” soll unter anderem den Kampf gegen Doping und gegen sexualisierte Gewalt im Sport unterstützen und sich weiterhin auf dem Feld der Athletenförderung engagieren.

Für Kassner und Hartung sind weiterhin angemessene Qualifikations- und Nominierungskriterien für internationale Wettkämpfe ein weiteres Anliegen und man wolle sich laut Hartung  insbesondere für die Sportler einsetzen, “die bisher nicht gefördert werden durch Bundeswehr, Zoll oder Polizei. Wir glauben, dass eine Lücke ist in der Athletenförderung. Viele Sportler haben nicht genug Sicherheit was die nächsten Monate angeht. Und ich glaube, dass man mit finanziellen Ängsten keine Höchstleistungen erbringen kann.”

Silke Kassner weiß: “Die Einkünfte vieler Sportler liegen oft unter dem Niveau des gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohns.”

Zur finanziellen Unterstützung ist die Rede von einer sechsstelligen Summe, mit der das für den Sport zuständigen Bundesinnenministeriums die Initiative anschieben könnte. Allerdings ist noch keine Entscheidung gefallen, die Kosten für eine professionelle Struktur werden auf  300.000 bis 400.000 Euro geschätzt.

Auch die Deutsche Sporthilfe und die Nationale Anti-Doping Agentur (NADA) signalisieren volle Unterstützung. Der NADA-Vorstandsvorsitzende Andrea Gotzmann erklärt: “Die Athletin und der Athlet stehen im Mittelpunkt des Sportgeschehens und von daher kann es ja nicht unser Ziel sein, eine schwache Athletenvertretung zu haben – im Gegenteil, dass die Athletinnen und Athleten ihr Recht bekommen, dopingfreien Sport auszuüben und sich hierfür auch einzusetzen.”

Der DOSB wollte gegenüber der ARD-Sportschau nicht Stellung zu dem Plan der  der Athletenvertreter nehmen, wobei auch eine unabhängige Interessenvertretung der Sportler soll und muss mit dem DOSB zusammenarbeiten. Nur möchten die Athleten sich zukünftig deutlich mehr Gehör verschaffen!

 

 

 

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