Während die Landeregierung in Hesssen die Frei- und Hallenbäder erhalten und sanieren möchte mit einem 50 Millionen Euro schweren Förderprogramm, herrscht in München Frust über geschlosssene Schwimmbäder und immer weniger Möglichkeiten für die Profi- und Freizeitsportler, den Schwimmsport auszuüben.
Die Stadtwerke München posteten vorgestern auf ihrer Facebook Seite folgendes Fazit:
“Stand in München derzeit
Bädersituation Schulbäder zum 19.09.2017 :
> Morawitzky geschlossen bis auf weiteres (wegen Glasbruch)
> Dantegymnasium Heizungsproblem noch zu
> Pocci geschlossen
> Engadiner wegen Umbau die nächten Jahre geschlossen
> Senta Bad im Umbau bis Frühjahr 2018 voraussichtlich
SWM Bäder
Olympiabad im Umbau nur teilweise nutzbar
> andere Bäder aufgrund Über-Auslastung oder Personalmangel nicht als Ausweichbäder nutzbar
Folge:
Leistungssport derzeit fast nicht mehr möglich
Freizeitsport fällt vielfach auch aus
Aufnahmestopp für Nachwuchs – da keine Wasserflächen”
In der drittgrößten deutschen Stadt herrscht akuter Notstand an Trainingszeiten. Das Olympiabad von 1972 ist in die Jahre gekommen und wird nun endlich saniert und auch andere Bäder sind marode. So wie überall in Deutschland. Da ist natürlich die Investition der Hessischen Landesregierung ein Zeichen für den Schwimmsport: “Wir möchten mit diesem Programm dafür sorgen, dass in Hessen die Menschen weiterhin überall Schwimmen können. Der Erhalt unserer Bäderlandschaft ist wichtig, damit überall Kinder schwimmen lernen, Menschen sich bewegen und der Schwimmsport in der Fläche ausgeübt werden kann“, wird Sportminister Peter Beuth in einer Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums des Innern und für Sport zitiert.
Ab 2019 steht das Modernisierungsprogramm im Landeshaushalt in Hessen.
Der DSV veröffentlichte ebenfalls eine positive Resonanz zu diesen Plänen: „Es ist sehr erfreulich zu sehen, dass die Politik in Hessen den enormen Sanierungsstau bei öffentlichen Schwimmbädern erkannt hat und ab 2019 die eigene Bäderlandschaft mit größeren Investitionen als bisher erhalten möchte. Für die meisten unserer 2.200 Schwimmvereine hier in Deutschland stellt die Möglichkeit öffentlicher Bäder nutzen zu können die Lebensgrundlage dar, so natürlich auch in Hessen“, lobt DSV-Vizepräsident Wolfgang Hein das neue Programm. (Quelle: DSV)
„Unsere Schwimmvereine leisten einen enormen Beitrag zum Wohle der Gesellschaft. Sie bringen mit qualifizierten Kräften Kindern das sichere Schwimmen bei und sorgen mit ihren vielfältigen Angeboten für Spaß, Wettkampf, Gesundheit und Fitness in allen Altersgruppen. Sofern die Gelder flächendeckend für funktionale Bäder fließen, in denen Schwimmsport und Schwimmunterricht von Vereinen und Schulen ausgeübt werden können, und nicht für Spaßbäder oder Wellness-Tempel bereit stehen, wirken sie der wachsenden Nichtschwimmerproblematik entgegen. Dass Kinder Schwimmen lernen, ist in Deutschland leider schon lange keine Selbstverständlichkeit mehr, gerade was den Schulunterricht betrifft. Wenn Schulen Fahrzeiten von 30 Minuten und mehr in Kauf nehmen müssen, um das nächste Schwimmbad zu erreichen, wird die zur Bewegung zur Verfügung stehende Zeit zur Farce.“, so Hein weiter.
Das Bädersterben ist aber nicht nur in Hessen, sondern bundesweit ein Problem. Wie sich gerade drastisch in München zeigt viele andere Großstädte können da sicher ebenfalls zur Negativ-Statistik beitragen.
Drastisch ist natürlich auch ein Aufnahmestopp für den Nachwuchs, da keine Trainingszeiten zur Verfügung stehen. Der Chefbundestrainer Henning Lambertz sprach in einem Interview mit der dpa darüber, dass bessere Nachwuchsarbeit geleistet werden müsse und man eventuell sogar Talentscouts einsetzen werde. Seit vielen Jahren ist das Bädersterben ja schon bekannt. Schwimmer benötigen nun mal ein Schwimmbad für ihren Sport und dies sind in Deutschland wegen der klimatischen Bedingungen eben die teuren Hallenbäder. Fussball z.B. kann jeder Verein mit relativ einfachen Mitteln ausüben. In vielen Städten wurden auch mehr Spaßbäder in den letzten Jahrzehnten gebaut als Trainings- und Wettkampfbäder, dies räch sich jetzt ebenso wie ein Sanierungsstau sowie die Kosten der Bäder, die vielerorts sicher energieeffizienter gestaltet werden können, aber auf dem alten Stand sehr viel Energie verbrauchen.
Auch wenn in Hessen 50 Millionen Euro investiert werden sollen, es wird nicht mehr ohne die Initiative von Vereinen und Sponsoren möglich sein, Schwimmbäder am Leben zu erhalten, wie z.B. die Arbeit des Mainzer Schwimmvereins 1901 e.V. eindrucksvoll zeigt, der auf eigene Rechnung eine Schwimmanlage betreibt – mit vielen Ideen, viel Engagement ist es gelungen, aus den roten Zahlen herauszukommen und sogar einen Renovierungsstau aufzuholen. Damit weiter Schulen in dem Bad schwimmen dürfen, erhält der Verein 1 Millionen Euro pro Jahr Zuschuss von der Stadt Mainz.
Seit 2006 betreibt der Verein sehr erfolgreich das Bad. Ca. 500.000 Besucher pro Jahr freuen sich darüber, dass das Schwimmbad Mainz-Mombach erhalten wurde. Der Verein geht mit gutem Beispiel voran, wie es doch möglich ist, beim allgemeinen Schwimmbadsterben in Deutschland, den Bürgern ein Stück Lebensfreude zu erhalten.