Wie die englische Tagesszeitung The Times am 23.03. berichtete, gibt es Hinweise, dass im russischen Schwimmsport systematisch gedopt wird. Zuletzt ist bereits zum zweiten Mal die russische Weltmeisterin Yuliya Efimova unter Dopingverdachte geraten – sie wurde Anfang März positiv auf das seit 1.1.2016 verbotene Mittel Meldonium getestet. Auch der Russische Schwimmverband hat unabhängig von den Medien bestätigt, dass Efimova positiv auf Meldonium getestet wurde. Yuliya Efimova könnte nun eine lebenslange Sperre drohen, da es nicht ihr erstes Dopingvergehen wäre. 2013 wurde sie positiv bei der Kurzbahn-Europameisterschaft in Herning auf das Steroid Dehydroepiandrosteron (DHEA) getestet – und erhielt vom Russischen Schwimmverband nur eine Sperre von 16 Monaten, so dass sie bei den Weltmeisterschaften in Kasan im Heimatland Russland wieder starten konnte. Sie selber hatte ihr Vergehen und die Sperre einmal mit einem “Strafzettel für zu schnelles Fahren” verglichen. Bei diesem ersten positiven Test hatte sie sich angeblich auf die Aussage eines Verkäufers in einem amerikanischen Store verlassen, der meinte, das Nahrungsergänzungsmittel, das sie dort gekauft hatte, sei in Ordnung und nicht auf einer Dopingliste. Efimova nimmt zur Zeit wieder an einem Auslandsprogramm des Russischen Schwimmverbandes teil und trainiert in den USA. Nach ihrem ersten Dopingvergehen wurden ihr ein Weltrekord und fünf bei der Kurzbahn EM 2013 gewonnene Medaillen aberkannt. Yulia Efimova steht im Moment auf Platz 1 der Weltbestenliste 2016 über die 100 m Brust. Nun droht ihr eine lebenslange Sperre.
Neben den bekannten Dopingfällen vermeldet “The Times” weiter, dass auch positive Tests vertuscht worden seien – und beruft sich dabei wohl auf mehrere anonyme Quellen – der Russische Schwimmverband hat erst einmal alle Vorwürfe zurückgewiesen. Harte Konsequenzen fordert der Präsident der Wert-Anti-Doping Agentur (WADA) und sagte gegenüber der Times: “Sie (die Russen) spielen Spiele mit uns und lachen sich hinter unserem Rücken kaputt. Es muss Konsequenzen geben. Es ist staatlich gestütztes Doping, und nichts anderes als harte Konsequenzen wäre gegenüber den sauberen Athleten fair. Natürlich wollen wir alle Länder bei Olympia haben, aber das darf nicht zu Lasten der sauberen Athleten gehen.”
Henning Lambertz, der Cheftrainer der deutschen Schwimmer, meint zu dem erneuten möglichen Dopingvergehen von Yuliya Efimova und den neuesten Entwicklungen im russischen Sport: “Wenn alle Fakten dafür sprechen, dann kann ich nur befürworten, eine ganze Nation zu sperren.” Sollte Yuliya Efimova tatsächlich ein zweites Dopingvergehen abschließend nachgewiesen werden können, ist eine lebenslange Sperre für Lambertz die einzige Konsequenz, sonst sei dies “ein Schlag mitten ins Gesicht für uns alle”. Er sagte weiter: “Es fällt unheimlich schwer, russischen Sportlern noch mit Respekt und Achtung entgegenzutreten. Wie soll ich einem Marco Koch oder Paul Biedermann sagen: Versucht, gegen die anzuschwimmen?”
The Times berichtet heute in einem weiteren Bericht, das die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) Ermittlungen gegen fünf positiv getestete chinesische Schwimmer eingeleitet hat. Offenbar hat sich ein Insider aus dem chinesischen Verband mit Informationen an die Zeitung gewandt – laut des Informanten wollte der chinesische Verband die Dopingergebnisse vertuschen – die chinesischen Schwimmer haben im kommenden Monat ihre Olympiaqualifikation.
Das mögliche zweite Dopingvergehen von Weltmeisterin Yuliya Efimova.