(Quelle: DSV Pressemitteilung)
Nach zwei Versammlungstagen in Kassel hat der Deutsche Schwimm-Verband e.V. (DSV) seine neue Führungsspitze gewählt. Die Vizepräsidenten Wolfgang Rupieper und Kai Morgenroth führen den Verband fortan gemeinsam als Doppelspitze.
Der 75-jährige Wolfgang Rupieper gehörte bereits in den zwei vergangenen Jahren dem vierköpfigen Vorstandteam um Ex-Präsident Marco Troll an, welcher sich heute wie auch seine Vorstandkolleg*innen Harald Walter und Claudia Boßmann nicht erneut zur Wahl stellte. Mit 83,19 Prozent der Stimmen bekam Rupieper erneut das Vertrauen des höchsten Organs des Verbandes ausgesprochen und nahm die Wahl zum Vizepräsidenten an. Auch der Steuerexperte Kai Morgenroth ist im Spitzenverband ein bekanntes Gesicht. Neben der jahrelangen erfolgreichen Führung der DSV-Jugend war er bereits von 2018 – 2020 als Vizepräsident Finanzen Teil der DSV-Führung und nimmt sich dieser wichtigen Position nun erneut an. Er wurde mit 64,34 Prozent der Stimmen in sein Amt gewählt.
„Ich hoffe, dass wir das, was wir vor zwei Jahren angefangen und auch zum Teil schon umgesetzt haben, jetzt so fortsetzen können, wie wir das geplant haben. Mit Kai habe ich immer ein vertrauensvolles Verhältnis gehabt“, erklärte Rupieper. Kai Morgenroth sagte: „Das ist hier kein Neuanfang. Wir müssen nicht alles neu aufbauen, sondern vieles einfach zu Ende bringen. Aufgrund meiner Erfahrungen kann ich sofort einsteigen und das Thema Finanzen vorantreiben und im positiven Sinne mitgestalten. Es wurden sich in den letzten zwei Jahren viele Gedanken gemacht und jetzt geht es ans Eingemachte, an die Umsetzung.“
Gewählt sind beide laut Satzung für die kommenden vier Jahre und sind auch ohne Präsident*in gemeinsam vertretungsberechtigt. Bereits in der Vergangenheit wurde im DSV eine solche Konstellation erfolgreich umgesetzt. Der DSV arbeitet aktuell außerdem intensiv an einer Umstrukturierung der Führungsebene hin zu mehr Hauptamtlichkeit im Führungsbereich mittels neuer Satzung, weshalb die Doppelspitze womöglich nur bis zur Verabschiedung der neuen Satzung in aktueller Funktion im Amt ist. Dieser Prozess soll in den kommenden zwölf Monaten abgeschlossen sein.
Unterstützung erhält das Team von Ex-Präsident Marco Troll: „Ich stehe für die Übergabe zur Verfügung, was bei uns vor zwei Jahren nicht so gut geklappt hat. Das ist hier kein Abbruch, wenn ich unterstützen kann, werde ich unterstützen.“
Wolfgang Rupieper, der bisher auch Präsident des Brandenburgischen Schwimm-Verbandes war, muss dieses Amt nun niederlegen. Der Landesschwimmverband Niedersachsen hatte zuvor beantragt, Doppelämter zukünftig wieder auszuschließen. Diesem Antrag stimmte die Mitgliederversammlung mit 69,55 Prozent zu.
„Bisher wurde der Fokus im DSV zu sehr auf den Leistungssport gesetzt. Dieser ist natürlich sehr, sehr wichtig, aber wir sind dabei, mittels Strukturänderungen den Breitensport mit Sportentwicklung und dem Bereich Bildung aufzubauen. Besonders im Bereich Bildung fehlen uns durch die Streichung von Mitteln einfach die adäquaten Voraussetzungen, um die Stellen zu besetzen. Wir wollen natürlich auch noch andere Quellen erschließen und zum Beispiel eine Schwimmakademie in Berlin gründen, diese Themen stehen in den nächsten Monaten sicher an“, spricht Rupieper über die Ziele des Spitzenverbandes. Und auch hier herrscht Einigkeit mit seinem neuen Vorstandskollegen: „Es ist das große Ziel, die zweite Säule der Sportentwicklung jetzt endlich zu installieren. Seit über 20 Jahren sprechen wir in diesem Verband darüber, hatten aber nie die finanziellen Mittel.“
Nach zwei für den Sport schwierigen Coronajahren, die von Mitgliederschwund und geschlossenen Schwimmbädern geprägt waren sowie einer geänderten Finanzierungsstruktur durch das BMI, muss der DSV seine Finanzierung auf stabile Beine stellen. Ein vom ehemaligen Vorstand eingebrachter Antrag auf Beitragserhöhung wurde von der Mitgliederversammlung heute abgelehnt.
Ein weiterer wichtiger Themenkomplex der Veranstaltung bildete auch der Umgang mit sexualisierter und sexueller Gewalt im Schwimmsport. Vizepräsident Rupieper hielt dazu ein ausführliches Referat. Den Aufarbeitungsprozess trieb er bislang federführend gemeinsam mit der Präventionsbeauftragten Franka Weber voran, nicht nur des im Sommer bekanntgewordenen Falls von Ex-Wasserspringer Jan Hempel. Rupieper versicherte eine systematische und transparente Aufarbeitung durch eine unabhängige Aufarbeitungskommission. „Wir wollen einen Aufarbeitungsprozess führen, wie es ihn im Sport noch nie gegeben hat. Mit diesem Leuchtturmprojekt wollen wir Vorbild werden für den gesamten deutschen Sport und Prozesse und Standards im DSV und in ganz Sportdeutschland nachhaltig verbessern“, erklärt der Jurist und ehemalige Richter. Sagt aber auch: „Aufarbeitung mit einem so hohen Anspruch braucht Zeit. In der öffentlichen Darstellung wird es jetzt gern mal so hingestellt, als würde hier zu wenig passieren. Aber ich kann euch versichern, dem ist nicht so. Wir arbeiten hier nur mit der gebotenen Sorgfalt. Sorgfalt und Sensibilität sind in so einem Fall wichtiger als jede Schlagzeile. Deswegen lassen wir uns davon nicht irritieren.“