Auf Facebook hat Dr. Michael Groß sich direkt an den IOC Präsidenten Dr. Thomas Bach gewandt und eine Verschiebung der Sommerspiele 2020 in Tokio auf das Jahr 2021 oder 2022 gefordert.
Groß schreibt:
“Lieber Thomas,
wir beide haben zusammen den Olympia-Boykott 1980 erlitten. Für viele Athleten unser Mannschaftskollegen war der Traum von Olympia damals geplatzt – endgültig.
Diesmal geht es darum, dass Du den Traum von Olympia für viele Athleten retten kannst – durch das Verschieben der Spiele auf 2021 oder 2022. JETZT 2020 wäre eine Durchführung unfair!
Viele Athleten können nicht oder schlecht trainieren, Qualifikationen können in vielen Sportarten nicht stattfinden, das globale Anti-Doping-System steht still, usw. … Das schafft unfaire Bedingungen. JETZT die Spiele zu verschieben würde ALLEN den Druck nehmen. Jetzt ist anderes wichtiger als Olympia.
Überlege es Dir nochmal … 😉”
Michael Groß ist auch 29 Jahre nach dem Ende seiner Schwimmkarriere immer noch einer der bekanntesten Schwimmsportler Deutschlands. Groß gewann insgesamt sechs olympische Medaillen, darunter Gold über 200 m Freistil und 100 m Schmetterling (1984, Los Angeles) und 200 m Schmetterling (1988, Seoul). Der “Albatros” stellte zudem zahlreiche Weltrekorde auf. Sein deutscher Rekord über 200 m Schmetterling wurde erst 2018 von Ramon Klenz gebrochen und hatte bis dahin 32 Jahre bestanden.
Groß reagiert damit auf ein Interview, das der SWR gestern (21.03.2020) veröffentlichte und in dem Bach zwar NICHT Stellung zu einer Verschiebung der Spiele nahm, aber eine Absage “für die unfairste Lösung hielt“. „Eine solche Absage wäre die am wenigsten faire Lösung. Die Absage würde den olympischen Traum von 11.000 Athleten aus 206 Nationalen Olympischen Komitees und dem IOC-Flüchtlingsteam zerstören. Olympische Spiele können Sie nicht verschieben wie ein Fußballspiel am nächsten Samstag. Das ist ein sehr komplexes Unternehmen, bei dem sie nur verantwortlich handeln können, wenn sie verlässliche und klare Entscheidungsgrundlagen haben und die beobachten wir tagtäglich, 24 Stunden.”
Mittlerweile fordern immer mehr Dachverbände eine Verschiebung der Olympischen Spiele wegen der anhaltenden Corona-Krise. Darunter der amerikanische Schwimm- und Leichtathletikverband und auch das brasilianische NOK. Das amerikanische NOK hält sich bisher noch zurück und vertritt die Meinung, dass nicht alle US nationalen Sportverbände dieser Meinung sind. Auch in Deutschland gibt es keine einheitliche Meinung.