Du suchst dir die Schwimmlage Schmetterling nicht aus. Sie wählt dich aus.
Es ist schon ein ganz besonderer Genuss, Schwimmern beim Schmetterlingsschwimmen zuzusehen. Die wellenförmige Bewegung , die Leichtigkeit, das elegante Gleiten durch das Wasser – eben wie ein Delfin. Von Michael Groß über Michael Phelps oder Chad le Clos hin zu unseren deutschen “Schmetterlingen” Franziska Hentke, Steffen Deibler, Alexandra Wenk oder Alexander Kunert – sie alle sind Könner ihrer Schwimmlage im Wasser und lassen das Schmetterlingsschwimmen auf einem hohen Level leicht aussehen.
Irgendwann hast du oder dein Trainer entdeckt, dass du die Begabung hast, über die Schmetterlingstrecken besser zu sein als ein durchschnittlicher Schwimmer.
Ein “Schmetterling” zu sein, hat so seine Nebenwirkungen: Andere Schwimmer vermeiden es gerne, mit dir auf einer Bahn zu trainieren. Du hast breite Schultern – auch für Schwimmerverhältnisse. Du wirst mit Achtung und Respekt für die Wahl deiner Hauptschwimmlage bedacht. Deine Unterwasser-Delfin Kicks sind großartig – nicht ohne Grund: je mehr Zeit du unter Wasser bist, desto weniger Zeit musst du an der Oberfläche verbringen.
Das Leben eines Schmetterlingschwimmers ist nicht ohne Schwierigkeiten:
1. Sich die Trainingsbahn teilen.
Delfinschwimmer untereinander sind natürlich Seelenverwandte. Sie verstehen sich. Aber die Trainingsbahn mit anderen “Schmetterlingen” zu teilen – das ist dann trotzdem schwierig – zu viele Wellen, zu wenig Platz, wenn man sich auf der Bahn entgegenkommt. Mit noch einem anderen Delfinschwimmer – okay. Aber wenn es viele sind – dann ist das Chaos vorprogrammiert.
2. Wenn du auf einer Schmetterlingsstrecke stirbst – dann richtig.
Delfinschwimmen sieht toll aus, wenn es kraftvoll, ohne Anstrengung und fließend geschwommen wird. Aber wenn die Arme übersäuern gegen Ende eines Rennens, dann ist das “Absaufen” so sichtbar wie bei keiner anderen Lage. Und es geht nur noch darum, irgendwie die Arme die letzten Meter bis zum Anschlag über Wasser zu bringen.
3. Schmetterling schwimmt man nicht mal “eben so”.
Hat jemals ein Trainer gesagt, du sollst “so mal eben 200 m Schmetterling ganz locker” schwimmen? Bestimmt nicht. Du kannst mal eben 200 m Freistil oder auch Rücken oder Brust schwimmen, aber für die 200 m Schmetterling gibt es nur zwei Möglichkeiten: ganz oder gar nicht. Und immer mit Schmerzen.
4. Du kannst als “Schmetterling” nicht vermeiden, die 200 Meter Strecke zu schwimmen.
Ein Fluch, ein Schmetterlingsschwimmer zu sein, ist, dass du nur aus zwei oder manchmal drei Strecken (wenn 50 m angeboten werden) auswählen kannst. Da bleibt es nicht aus, dass du bei Wettkämpfen auch die 200 m schwimmen musst. Insbesondere natürlich bei Mannschaftswettkämpfen. Auf der Kurzbahn kannst du noch deine Unterwasserstärke ausspielen – aber wenn die Langbahnsaison dann anfängt …
5. Auf der Außenbahn trainieren ist ätzend.
Auf einer mittleren Bahn kollidierst du vielleicht mal mit der Leine oder anderen Schwimmern – die Außenbahn hat da noch einige zusätzliche Möglichkeiten im Angebot, dass du dir die Fingerknöchel aufschlägt oder die Finger verletzt: Beckenrand, Leiter, Pfosten von Rückenleinen. Als Delfinschwimmer möchtest du quasi deine Flügel entfalten – die werden dir aber auf der Außenbahn so manches mal eher gestutzt.
6. Das Aufwärmen bei Wettkämpfen – ein Abenteuer für sich.
Du weißt schon vorher, was dich erwartet und fühlst dich schlecht – aber hey, du musst dich vor einem Wettkampf aufwärmen. Das Warm-up ist bei Schwimmwettkämpfen mit mehr als 500 Schwimmern für jeden eine Herausforderung – aber mit noch ein paar Schmetterlingsschwimmern im Pool sind Kollisionen, blaue Flecken vorprogrammiert.
Hier ist der Originalartikel in Englisch.