Schwimmerin Yusra Mardini gehört zum ROA Flüchtlingsteam für Rio

by Daniela Kapser 0

March 19th, 2016 Deutsch, Video

Wie SwimSwam in diesem Monat berichtetete, hat das Internationale Olympische (IOC) bekannt gegeben, dass es bei den Olympischen Spielen 2016 ein Team geben wird, in dem Athleten, die als Flüchtlinge in anderen Ländern leben, die Chance bekommen werden, in Rio an den Start zu gehen. Der offizielle Name des Teams ist “Team of Refugee Olympic Athletes (ROA)” und das Team wird eine eigene olympische Kleidung bekommen und das IOC wird alle Kosten übernehmen. Am 18.03. wurden nun die Namen der Kandidaten bekannt gegeben, 43 Sportlerinnen und Sportler sind in der engeren Auswahl. Vermutlich werden sich 5-10 davon abschließend qualifizieren können, denn es gibt natürlich sportliche Nominierungskriterien.

Yusra Mardini ist ein syrische Schwimmerin, die zur Zeit in Berlin lebt und beim Schwimmverein “Wasserfreunde Spandau 04” trainiert und sie gehört zu dem Flüchtlingsteam für Rio. Sie und ihre Schwester Sarah sind im letzten Sommer aus Damaskus, der Hauptstadt von Syrien, geflohen. Bei der dramatischen Flucht in einem Boot über das Mittelmeer, kamen sie in die Situation, das Boot mit über 20 Flüchtlingen schwimmend über eine lange Distanz mit noch einer anderen Frau ziehen zu müssen. Die 18 Jährige sagt darüber: “Ich dachte nur, es wäre eine Schande, wenn ich jetzt hier im Meer ertrinken würde, denn ich bin eine Schwimmerin.” Sie gibt ab auch zu, seitdem das offene Meer zu hassen.

Yusra repräsentierte ihr Heimatland Syrien bei den Kurzbahnweltmeisterschaften, die 2012 in der Türkei stattfanden. Sie trainiert nicht nur in Berlin, sie lebt im Vereinsheim der Wasserfreunde und besucht die Eliteschule des Sports in Berlin. Mittlerweile sind ihre Eltern in Berlin angekommen. Über ihre Nominierung für das ROA sagt sie: “Ich möchte, dass andere Flüchtlinge stolz auf mich sind und ich möchte sie ermutigen.” Aber auch Yusra muss sich für das endgültige Team erst noch qualifizieren: Die Richtzeit für Rio über 200 m Freistil liegt bei 2:03,13 Minuten – ihre Bestzeit liegt bei 2:11, kürzlich schwamm sie eine 2:15. Ihr Trainer Sven Spannekrebs sagt, dass sie jeden Tag große Fortschritte macht und ihn überraschen würde. Für Yusra Mardini ist wichtig: “Zuallererst möchte ich andere Menschen insprieren. Wenn man im Leben ein Problem hat, dann darf man den Kopf nicht in den Sand stecken. Ich bin aufgrund von schlimmen Ereignissen hier, aber dies macht mich stärker und ich möchte meine Ziele erreichen. Ich möchte anderen Menschen zeigen, dass sie alles erreichen können, wenn sie nur tief im Herzen daran glauben.”

IOC Präsident Thomas Bach erklärte bereits Anfang März mehr zu dem Team und dessen Status bei den Olympischen Spielen 2016: “Wir möchten eine Botschaft der Hoffnung an alle Flüchtlinge in der ganzen Welt schicken indem wir dieses Team aus Flüchtlingen bei den Olympischen Spielen 2016 begrüssen werden. Die Athleten, die auf der Flucht sind und kein eigene Nationalmannschaft mehr haben, keine Flaggen, unter der sie einmarschieren können und keine Nationalhymne, die gespielt werden kann, diese Flüchtlinge werden mit der Olmpischen Flagge und der Oylmpischen Hymne begrüßt werden. Und natürlich werden sie wie die anderen 11.000 Sportler aus aller Welt im Olympischen Dorf wohnen.” Bach schränkt aber ein, dass vermutlich von den 43 Nominierten für das Team ROA circa fünf bis zehn Athleten die Qualifizierungsnormen in ihren spezifischen Sportarten schaffen werden – aber jeder der 43 Nominierten hat das Talent und Potential, in diesem kleinen Kreis zu sein. Der IOC Direktor Pere Miró ergänzte: “Wir möchten eine klare Aussage in die Welt schicken – das Flüchtlingsproblem existiert und wir alle zusammen müssen etwas tun, denn es ist eine globale Situation. Mit dem ROA können wir demonstrieren, dass der Sport Werte hat, was leider in diesen Tagen manchmal aus unterschiedlichen Gründen angezweifelt wird. Aber diese Sportler zu den Olympischen Spielen zu bringen, zurück zum Sport und zum Leben und damit, den Sport in das Leben der Flüchtlinge zu integrieren, glauben wir, zu unserem Ursprung zurückzukehren. Wir können damit zeigen, dass Sport die Gesellschaft unterstützen kann.”

Bei der Pressekonferenz am Freitag fasst die junge Schwimmerin Yusra Mardini zusammen, was die Nominierung für das “Olympische Flüchtlingsteam ROA” für sie bedeutet: “Ich möchte, dass jeder Mensch stark bleibt bei der Verwirklichung seiner Ziele, denn wenn du Ziele vor den Augen hast, dann wirst du alles tun, was in deiner Macht steht. Und auch wenn ich es nicht schaffe, dann werde ich es wieder versuchen. Vielleicht bin ich erst traurig, aber das werde ich nicht zeigen, ich werde es immer und immer versuchen bis ich mein Ziel erreicht habe. Ich möchte zeigen, dass es hart ist, seine Ziel zu erreichen – aber nicht unmöglich. Du kannst es schaffen. Jeder kann es schaffen. Wenn ich es tun kann, kann es jeder Sportler.”

 

Bereits Anfang März wurden die Rahmenbedingungen für das Team bekannt gegeben:

(Auszug aus der Pressemitteilung, aus dem Englischen übersetzt)

  • Der Name des Teams wird „Team Refugee Olympic Athletes (ROA)“ sein.
  • Team ROA wird seine eigene Begrüßungszeremonie im Olympischen Dorf, wie alle anderen Teams bekommen.
  • Das Team wird wie alle anderen Teams untergebracht werden.
  • Ein Teamgefolge wird vom IOC ernannt werden, um alle erforderlichen technischen Bedürfnisse der Sportler gerecht zu werden, einschließlich: Chef de Mission, Trainer und technischen Beamten (gemäß offiziellen Quoten).
  • Die Team-Uniformen werden vom IOC zur Verfügung gestellt werden.
  • Für alle offiziellen Darstellungen des Teams (einschließlich möglicher Medaillenzeremonien) wird die olympische Fahne gehisst und die olympische Hymne gespielt.
  • Das Team wird hinter der Olympia-Flagge vor dem Gastgeber-Team Brasilien bei der Eröffnungszeremonie einlaufen.
  • Eine angemessene Versicherung wird vergeben werden
  • Eine umfassende Dopingkontrolle soll durch die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) gesichert werden
  • „Olympic Solidarity“ wird Reisen und andere Teilnahmekosten für das Team decken und die Athleten auch nach den Olympischen Spielen unterstützen.

 

Die endgültigen Teilnehmer des ROA-Teams sollen bei der nächsten IOC-Vorstandssitzung im Juni diesen Jahres benannt werden. Die Nominierungskriterien umfassen das sportliche Level, den offiziellen von den Vereinten Nationen verifizierten Flüchtlingsstatus und die persönliche Situation.

 

Pressemitteilung des IOC zur Gründung des ROA 

Pressemitteilung des IOC über die Pressekonferenz mit Yusra Mardini, 18 März 2016

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