Warum Silber das perfekte Ende für Michael Phelps Karriere ist

by Daniela Kapser 0

August 13th, 2016 Deutsch

Für die Karriere des erfogreichsten Olympioniken aller Zeiten schien die Goldmedaille über 100 m Schmetterling der perfekte Abschluss einer nahezu perfekten Karriere zu werden. Es schien, als ob schon vorher sein Name auf der Medaille stehen würde.

Denn Michael Phelps wird seine illustre Karriere im Pool nun endgültig beenden. Ein “Last Goodbye” mit Gold im letzten Einzelrennen – das sollte der krönende Abschluss werden. Gekrönt wurde an diesem Abend im Aquatic Center in Rio aber ein anderer Schwimmer, einer, der vielleicht die Zukunft des Schwimmens mitbestimmen wird: der 21 Jahre alte Joseph Schooling, der die erste Medaille im Schwimmen bei Olympischen Spielen für Singapur gewann.

Aber selbst in der Niederlage gelingt es Phelps, wenn auch unfreiwillig, einen historischen Moment mitzugestalten: Zum ersten Mal gab es drei Silbermedaillen in einem Schwimmwettbewerb. Und dieses Ende der Karriere des Mr. Phelps hätte schöner in keinem Hollywood Film sein können: Gemeinsam mit seinen langjährigen Rivalen Laszlo Cseh und Chad Le Clos belegt er zeitgleich den zweiten Platz.

Laszlo Cseh aus Ungarn,  fast gleichaltrig, seit 2004 Weltklasse – aber immer geschlagen bei Olympischen Spielen  von Phelps. Zwar gelang ihm nicht der Gewinn der Goldmedaille gestern, aber zum ersten Mal stand er mit Phelps auf Augenhöhe auf dem Podium.

Und Chad Le Clos. Der ehrgeizige, quirlige Südafrikaner, erst 24 Jahre alt, der Phelps 2012 in einem sensationellen Finish über die 200 m Schmetterling Gold weggeschnappt hat. Einer, der “keine Angst” vor dem großen Michael Phelps hat und schon mal einen markigen Spruch in Richtung des GOAT schickt. Oder ihn im Callroom fast zur Weißglut treibt. Einer, der auch in Zukunft die Schwimmgeschichte mit beeinflussen wird, der ein so vielseitiger Schwimmer wie Phelps ist. Der bei diesen olympischen Spielen über die 200 m Schmetterling das wohl schlechteste Rennen seiner Karriere geschwommen ist  – wie er  selber gesagt hat. Einer, der gestern noch heißer als sonst darauf war, Michael Phelps zu schlagen.

Und dann muss der Schwimmgott ein Einsehen gehabt haben und fand einen Weg, Laszlos Cseh und Chad Le Clos zu einem wichtigen Teil der Schwimmgeschichte und der Karriere des Michael Phelps zu machen, einen Weg, bei dem es keine Verlierer gab. Nur drei Gewinner.

Michael Phelps hat gestern Abend eine Geschichte geschrieben, die mal nichts mit Goldmedaillen und Rekorden zu tun hatte. Sein letztes Einzelrennen, die gemeinsame Siegerehrung mit Laszlo Cseh und Chad Le Clos, das  Hochziehen der drei Flaggen untereinander – ganz besondere Momente. Und die Wehmut, dass Michael Phelps sein letztes Einzelrennen geschwommen war, wurde komplett vergessen. Es wurden keine Tränen vergossen, es wurde gestaunt  über dieses symbolträchtige Ende einer Sportlerkarriere, die wohl für immer einzigartig bleiben wird. Michael Phelps, Laszlo Cseh und Chad Le Clos haben in diesem Rennen nicht Gold verpasst – sie haben Silber gewonnen und mit ihrem großen Rivalen einen unvergesslichen olympischen Moment geteilt.

Heute schwimmt Michael Phelps dann wirklich sein letztes Rennen – in der 4 x 100 m Lagenstaffel. Aber uns allen wurde schon ein letztes Lebewohl geschenkt, das besser nicht sein konnte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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