Olympiasiegerin Missy Franklin erklärt Rücktritt vom Wettkampfsport

by Daniela Kapser 0

December 24th, 2018 Deutsch

Missy Franklin hat im Alter von gerade mal 23 Jahren eigentlich alles im Schwimmsport erreicht: Fünf Olympiasiege bei den Olympischen Spielen 2012 und 2016, sie wurde elfmal Weltmeisterin. Ihre Karriere verlief bis zu den Pan Pazifischen Meisterschaften im Jahr 2014 reibungslos, sie wurde von Verletzungen verschont und viele glaubten, sie hätte noch eine lange Karriere vor sich und könne bei Olympischen Spielen ähnliche Medaillendimensionen wir Michael Phelps erreichen.

Aber auch im Leben der Melissa Jeanette Franklin lief nicht immer alles nach Plan, es begann mit einem Bandscheibenvorfall bei den Pan Pazifischen Meisterschaften 2014 in Australien. Irgendwann kamen noch Schulterschmerzen dazu, über die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 sagte sie, dass es ihre größte Leistung gewesen ist, diese zu überstehen. Zu dieser Zeit litt sie unter Panikattacken, Schlafstörungen und Depressionen – sie trug nichts von ihren Sorgen nach außen, war immer die stets lächelnde Missy.

In einem Brief, der von ESPN veröffentlicht wurde, schreibt sie, dass sie sich mehr als alles auf der Welt, mehr als jedes olympische Gold immer gewünscht hat, einmal Mutter zu werden. Und sie hätte nun einsehen müssen, dass sie nicht länger mit ständigen Schmerzen schwimmen könne – auch nach der Schulteroperation Anfang 2017. Sie wolle ihre zukünftigen Kinder ohne Schmerzen im Arm halten können. “Der Schwimmsport war immer ein wichtiger Bestandteil meines Lebens, so lange ich denken kannn, aber er war nicht mein komplettes Leben. Ich habe immer noch Träume, Ziele und Pläne, die ich jeden Tag meines Lebens ausleben möchte.”

Im September hat Missy sich verlobt, die Hochzeit ist in Planung. In den sozialen Medien gratulierten Missy Franklin Teamkameraden und Wegbegleiter zu einer einzigartigen Karriere, eine kurze Zusammenfassung:

Bereits im Alter von 15 gelingt es Franklin, sich für die Pan Pacific Championships zu qualifizieren, ebenfalls im Jahr 2010 gewinnt sie zwei Silbermedaillen bei den Kurzbahnweltmeisterschaften. Bei den Weltmeisterschaften 2011 (50 m Bahn) schnappt sie sich drei Goldemdaillen, bei den Olympischen Spielen 2012 ist sie gerade mal 17 Jahre alt, holt sich vier olympische Titel (100 m Rücken, 200 m Rücken, 4x200m Freistil, 4×100 m Lagen) und Bronze mit der 4 x 100m Freistilstaffel. Bei den Weltmeisterschaften 2013 räumte sie sechs Goldmedaillen ab. Im Jahr 2013 dann begann ihre Collegekarriere an der University of California, Berkeley.

2014 in Australien bei den Pan Pacs dann der erste Rückschlag: Missy erleidet einen Bandscheibenvorfall,  beisst aber die Zähne zusammen und scheint im Jahr 2015 wieder total fit: Sie startet in der US College Liga NCAA für ihre Universität Berkeley und holt sich drei Einzeltitel und stellt einen Amerikanischen Rekord über die 200 yards Freistil auf, der immer noch Bestand hat. Ebenfalls hält sie noch den Weltrekord über 200 m Rücken auf der 50 m Bahn.

Bei den Weltmeisterschaften 2015 in Kazan gewinnt Missy Franklin “nur noch” einmal Silber und einmal Bronze über die 200 m Rücken und 200 m Freistil, ist aber noch mit einigen US Staffeln erfolgreich: Ihre Gesammedaillenzahl bei Weltmeisterschaften summiert sich auf 16, davon elf in der Farbe Gold. Zu dieser Zeit ist sie bereits Profi, d.h. sie kann in der NCAA nicht mehr starten und sie bereitet sich mit ihrem Jungendtrainer Todd Schmitz in Colorado auf die Olympischen Spiele 2016 vor, wohnt wieder bei ihren Eltern.

Franklin schaffte es in das US Olympiateam 2016 – dort erreicht sie aber kein Finale. Eine Goldemedaille gibt es für sie nur als Vorlaufschwimmerin in der 4x200m Freistilstaffel.

Später erzählt sie in ihrem Buch “Relentles spirit”, dass sie zu dieser Zeit vor jedem Rennen Panickattacken hatte, permanente Schulterschmerzen, sie litt unter Schlaflosigkeit und Depresseionen.  Nach außen ist sie weiterhin Everybody’s Darling, immer lächelnd, immer freundlich und jovial.

Anfang 2017 wird sie dann an den Schultern operiert, im Laufe des Jahres wechselt sie ihren Trainingsort von Berkeley nach Georgia. Für das US Nationalteam 2018 kann sie sich nicht qualifizieren, damit kann sie weder an den Pan Pacs 2018 noch an internationalen Wettkampfmaßnahmen teilnehmen. Lediglich reist sie mit dem US Junior Team noch einmal nach Europa und nimmt an der Mare Nostrum Tour 2018 teil.

Im berühmten Video zu dem Song “Call Me Maybe” des US Olympic Swimming Teams 2012, war eine unbeschwerte Missy zu sehen:

 

Die Reaktionen von Missy’s Teamkameraden auf ihren Rücktritt sind hier zu lesen.

 

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