Brandt, Bovell, Hoffmann über den “Rio-Rhythmus” in Eindhoven

by Daniela Kapser 0

April 16th, 2016 Deutsch

Nein, wir haben nicht mit Dorothea Brandt, George Bovell und Jörg Hoffmann über brasilianische Samba Rhythmen gesprochen, sondern sie zu ihren Erfahrungen mit dem Wettkampfablauf beim Swim Cup in Eindhoven in der letzten Woche befragt. Aber am Rande bemerkt: Es gab tatsächlich junge Damen in Eindhoven, die in Kostümen in den brasilianischen Farben Tänze aufgeführt haben!

Dorothea Brandt war vor dem Swim Cup in Eindhoven im Trainingslager in Belek in der Türkei – dort trainieren deutsche Teams und auch die Nationalmannschaft regelmäßig in der “Gloria Sports Arena”. Dorothea trainierte dort zwei Wochen im Rio-Rhythmus: Eine Trainingseinheit ab 12.00 Uhr mittags und dann eine weitere ab 22.00 Uhr. In Rio finden die Vorläufe  ab 12.00 Uhr mittags statt, die Finalläufe ab 22.00 Uhr. In den vergangenen Monaten haben viele deutsche Schwimmer diesen Zeitplan im Training simuliert und der Swim Cup Eindhoven bot dann eine Möglichkeit, unter Wettkampfbedinungen nach dem Rio-Wettkampfplan zu schwimmen. Für Dorothea lief das Training und der Wettkampf gut: “Ich hatte wenig Probleme mit der Umstellung, ich habe es weder am Schlafverhalten gemerkt noch hatte ich einen Leistungsabfall beim Wasser- oder Krafttraining, auch nicht zur späten Trainingszeit. Ich habe nicht mit Appetitlosigkeit zu kämpfen gehabt, aber um 00.30 circa nach der 2. Trainingseinheit konnte man nicht so entspannt essen wie beispielsweise nachmittags.” Auch die Trainingsgruppe von Jörg Hoffmann vom Potsdamer SV mit seinen Schwimmern u.a. Christian Diener, Yannick Lebherz, Felix Wolf, Carl-Louis Schwarz hat im Februar eine Trainingswoche auf die Rio-Zeiten angepasst, diese war laut Hoffmann “sehr stressig, besonders was die Einnahme der Mahlzeiten und den Frühschlaf betraf”. In Eindhoven sah Hoffmann ähnliche Problem, vor allem, weil es schwierig war für die Athleten, ungestört länger zu schlafen – denn im Hotel herrscht tagsüber genau wie in Rio im Olympischen Dorf natürlich eine normale Geräuschkulisse. Hoffmann meint aber: “Bei längerer Anpassung werden die Probleme bestimmt weniger, entscheidend wird sein, wie stark das weitere Umfeld diesen Rhytmus beeinträchtigt.”

Für Dorothea Brandt hat sich das Training zu den ungewohnten Zeiten bereits jetzt ausgezahlt: “Für mich war das Trainingslager die Bestätigung, das ich zu diesen Zeiten schwimmen kann. Ich habe keine Angst davor, was in Rio auf mich zukommt, ich glaube, man kann sich sehr gut darauf vorbereiten.” Für George Bovel aus Trinidad und Tobago, der in Eindhoven ebenfalls an den Start ging, waren diese Wettkampfzeiten neu und er hat sich bisher nicht gezielt im Training darauf vorbereitet: “Ich mag es, Vorläufe mittags zu schwimmen. Aber abends um 22.00 Uhr oder später, war mein Energielevel schon sehr niedrig. Aber ich glaube, dies war eine gute Erfahrung. Vielleicht sollte ich im Training wie die deutschen Schwimmer nach dem Rio Rhytmus trainieren.” George war mit seinen Leistungen in Eindhoven nicht zufrieden – über die 50 m Freistil wurde er Vierter in 22,49 Sekunden, über 50 m Schmetterling Dritter in 28,29. George plant seinen weiteren Trainingsablauf so, dass er Ende Juni/Anfang Juli unter 22 Sekunden über die 50 m Freistil schwimmen wird.

Dorothea war mit ihren Leistungen in Eindhoven zufrieden: Über 50 m Freistil wurde sie Zweite in 24,84, im Semifinale schwamm sie 24,97, im Vorlauf 24,98. Bei den Deutschen Meisterschaften im Mai in 2,5 Wochen ist ihre Richtzeit im Vorlauf über die 50 m Freistil eine 25,22 und im Endlauf 24,94 Sekunden – die sie im Finale von Eindhoven schon unterbieten konnte. In Eindhoven hat Dorothea die Umstellung des Tagesablaufes so gut wie gar nicht gemerkt, weder bei den Vor- noch beiden Endläufen: “Das war für uns sehr einfach, weil es in Eindhoven eine weitere Woche war, in der wir das gemacht haben. Ich hatte keinen Leistungsabfall oder sonstige Probleme mit der Konzentration oder anderen wichtigen Aspekten für mein Rennen und dadurch habe ich nochmals die Bestätigung bekommen, dass ich damit umgehen kann. Und deshalb sehe ich dem Ganzen relativ entspannt entgegen. Ich gehe davon aus, dass wir in der UWV (unmittelbaren Wettkampfvorbereitung) in Brasilien dann gleich den Rhythmus auf den Wettkampfablauf bei den Olympischen Spielen umstellen.” Und für Schwimmer, die Probleme bei der Umstellung feststellen konnten, sind diese Erfahrungen wichtig, um zu testen, wie sinnvoll gegengesteuert werden kann. Die deutschen Schwimmer, Trainer und Ärzte der Teams beschäftigen sich sehr intensiv mit diesem Thema. So empfiehlt z.B DSV-Arzt Dr. Michael Ehnert in der aktuellen Ausgabe der “swim”, dass bei Schlafproblemen auf Mittel wie autogenes Training oder auch Baldrian oder Melisse zurückgegriffen werden könnte. Aber richtige Erfahrungswerte speziell für Schwimmer gibt es nicht – die Mediziner können lediglich z.B. auf Daten von Schichtarbeitern zugreifen.

Für die deutschen Schwimmer gilt es jetzt, sich auf die Deutschen Meisterschaften vom 5. bis 8. Mai in Berlin vorzubereiten – und dort den ersten Nominierungsschritt zu schaffen.

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