6 Hinweise für Schwimmer-Eltern, warum ihre Kinder aufgeben

by Daniela Kapser 0

March 20th, 2019 Deutsch

Die Amerikanerin Elizabeth Wickham ist eine richtige “Schwimmer-Mutter”: 14 Jahre lang hat sie als Freiwillige im Schwimmverein ihrer Kinder mitgeholfen, Geld gesammelt, die Vereinszeitschrift betreut und Wettkämpfe organisiert. Studiert hat sie Journalismus und beruflich engagiert war sie in der PR-, Marketing- und Werbebranche. Ihre Artikel sind in vielen US Zeitungen erschienen, darunter auch  in der Los Angeles Times.

Warum hören Kinder/Teens mit dem Schwimmen auf? Der häufigste Grund: “Es macht keinen Spaß mehr.” Die Jugendlichen möchten einfach etwas anderes machen. Viele hören auf, wenn sie beginnen, sich für das andere Geschlecht zu interessieren oder wenn sie ein Auto bekommen.

Hier sind 6 Gründe warum Ihre Kids finden, dass Schwimmen keinen Spaß mehr macht:

EINS
Ihre Kinder möchten Zeit mit ihren Freunden verbringen.

Wenn Ihr Kind keine engen Freunde im Schwimmteam haben, kann es sehr hart sein. Vielleicht haben gute Freunde das Team gewechselt oder sind weggezogen. Teamkameraden helfen dabei, das Training als Spaß zu empfinden. Und dann bleibt zu hoffen, dass die Mannschafts-zusammengehörigkeit gefördert wird und dass es Aktivitäten gibt, die Teamkameraden zusammenbringen.

ZWEI

Zu viel elterlicher Druck – oder nicht genug!

Eltern zu seine ist ein Balanceakte. Sie sollten emotional nicht zu sehr in die Sportkarriere ihrer Kindern eingebunden sein, aber schon genug, um Unterstützung zu leisten, Trainings- und Wettkampffahrten zu übernehmen und als Zuschauer dabei zu sein. Es gibt aber beide Extreme – übermäßig viel Interesse und Druck und komplettes Desinteresse – beides kann dazu führen, dass die Kinder den Spaß am Schwimmen verlieren.

DREI

Die Autofahrt nach dem Wettkampf.

Die Heimfahrt nach einem Wettkampf kann ein weiterer Grund sein, warum ein Kind den Sport aufgibt. Vielleicht fassen Eltern zusammen, was gut gelaufen ist und an was sie noch arbeiten müssen. Vielleicht kritisieren sie den Trainer und die Offiziellen und schieben ihnen die Schuld in die Schuhe für nicht so gute Leistungen. Vielleicht drücken sie ihre Enttäuschung über einen nicht so guten Wettkampf auch sehr deutlich aus und der Schwimmer muss seine eigene Enttäuschung und die der Eltern bewältigen.

Experten empfehlen, Kindern die Zeit zu geben, die Ergebnisse und Eindrücke eines Wettkampfes sinken zu lassen. Sie als Eltern sollten vielleicht sagen: “Ich sehe dir sehr gerne bei deinen Schwimmwettkämpfen zu” oder “Was hat dir heute gefallen?”.

Was helfen kann: Die Lieblingsmusik Ihres Kindes auf der Heimfahrt zu spielen.

VIER
Keine Bestzeiten mehr zu schwimmen.

Wenn sich Ihr Kind mit Teamkameraden vergleicht, bekommt es vielleicht den Eindruck, nicht gut genug zu sein. Es ist normal, dass sich Kinder untereinander vergleichen. Sie trainieren auf derselben Bahn, starten bei denselben Wettkämpfen.

Alle Kinder sind unterschiedlich, entwickeln sich unterschiedlich. Aber es ist sehr schwer für sie, ihre Weiterentwicklung abzuwarten, wenn sie nicht an sich selbst glauben.

FÜNF
Eine zu große Belastung Training – Schule. 

Die Doppelbelastung Schule und Training ist enorm für Heranwachsende. Manche Kinder wachsen mit den Herausforderungen, für manche die Belastung zu groß.

Realistisch gesehen ist eine vielversprechende Schwimmerkarriere nur mit Unterstützung der Schule, z.B. einem Sportgymnasium, möglich. Wegen Wettkämpfen oder Lehrgängen ausgefallene Stunden müssen nachgeholt, vielleicht auch mal Klassenarbeiten nachgeschrieben werden. Schule und Schwimmerkarriere können schnell zu einem 12-Stunden-Job werden. Plus Wettkämpfe an den Wochenenden.

SECHS
Der Trainer.

Vielleicht verlieren Ihre Kinder einmal einen Trainer, den sie sehr mögen. Oder sie meinen, der Trainer hat andere Favoriten. Trainer können den Weg zum Erfolg maßgeblich mitbestimmen und helfen den Kindern, sich zu verbessern und weiterzuentwickeln, aber der Coach kann nicht dafür verantwortlich gemacht werden, wie die Einstellung zum Schwimmsport ist oder sich verändert.

Kinder schwimmen, weil sie es lieben – oder eben an einem bestimmten Punkt nicht mehr. Wenn Leidenschaft und Begeisterung groß sind, dann wird sie nichts aus dem Pool rausbekommen.

 

Hier ist der englische Originalartikel zu finden. Und eine Reihe von Bemerkungen amerikanischer Eltern:

Ein Leser kritisiert Punkt 6, er hat die Erfahrung gemacht, dass der Trainer bei seiner Tochter ganz maßgeblich die Freude am Schwimmsport verdorben hat. (Anmerkung der Autorin: Bei mir war es auch so – der Schwimmtrainer hat mir jegliche Freude, an dem Sport, den ich sehr geliebt habe, genommen. Weil er jähzornig, cholerisch war und seinen Fokus ganz klar auf bestimmte Schwimmer gerichtet hat. Als Mensch war er kein Vorbild. Das ist jetzt viele Jahre her, aber es sitzt immer noch tief, wenn alle Bemühungen damals keinerlei Lob und Anerkennung oder auch nur RESPEKT bekommen haben.)

Andere Kommentare beziehen sich auf die hohen Anforderungen bereits bei jungen Schwimmern in den USA – die schon morgens trainieren sollen und wo nach dem Prinzip verfahren wird, nur die Besten bleiben dabei … wer auf der Strecke bleibt, hat kein Talent. Sicher auch nicht richtig, Kinder so zu verheizen – auch mit dem Risiko von Verletzungen.

Ein anderer Leser erzählt, dass er seine Kinder erst sehr gepusht hat und sehr viel Einfluss auf die Schwimmerkarriere nehmen wollte – dann aber mehr und mehr Teamkameraden sah, die aufgaben oder unglücklich waren, weil die Eltern so viel Druck ausgeübt haben – und so ließ er den Dingen einfach seinen Lauf, denn auch Kinder setzen sich schon selber unter Druck, wenn es ihnen ernst mit einer Sache ist und da brauchen sie nicht noch Eltern, die dies in einem sehr hohen Maß ebenfalls tun.

Viele Kommentare beziehen sich auf das Frühtraining und dass sie der Meinung sind, dass Kinder/Teenager dies nicht mögen und es zu anstrengend für sie ist.

 

 

Über die Autorin des englischen Artikels:

Elizabeth WickhamElizabeth Wickham volunteered for 14 years on her kids’ club team as board member, fundraiser, newsletter editor and “Mrs. meet manager.” She’s a writer with a bachelor of arts degree in editorial journalism from the University of Washington with a long career in public relations, marketing and advertising. Her stories have appeared in newspapers and magazines including the Los Angeles Times, Orange County Parenting and Ladybug. You can read more parenting tips on her blog.

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